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Rezension: Frei und inspiriert - Sehnsuchtsorte der Dichter, Denker, Künstler und Aussteiger (Gebundene Ausgabe

Dr. Thomas Blubacher ist der Autor des schönen Buches, das den Untertitel "Sehnsuchtsorte der Dichter, Denker, Künstler und Aussteiger" trägt. Untergliedert ist das Buch in sechs Kapitel. Hier werden die Orte Ascona, Bali, Hiddensee, St. Moritz, die Sommerfrische am Attersee und die Sonneninsel Capri im Hinblick auf das Tun der Protagonisten dort thematisiert.

Ziel des Autors ist es, den Leser einzuladen, sich auf die Spuren der Künstler und Denker zu begeben, für die die Orte einst Inspiration waren und dem nachzuspüren, was sie vor Jahrzehnten fasziniert und inspiriert hat, zugleich aber auch selbst Atmen zu schöpfen und eventuell den persönlichen Glücksort zu finden.

Über Ascona und der naturnahen Lebensweise auf dem Monte Verità hatte ich bereits das ein oder andere gelesen, nicht zuletzt im Zusammenhang mit Büchern zu Franziska zu Reventlow. Auf dem Hügel, der den Namen Monte Verità trägt, lebten einst Menschen, die sich darum bemühten, "wahrhaftig" zu leben. Über deren Lebensgewohnheiten wird man aufgeklärt und darf sich wundern über so manche Idee, die man aus heutiger Sicht eher als ein wenig eigenwillig beurteilen würde. Nicht alle kamen dort hin, um das Glück zu finden, einige auch um ihr Leid zu vergessen und Fanny Reventlow meinte recht bald "Ich glaube, Ascona ist wie ein Tropenklima, das einen allmählich auffrisst. Man hat immer mehr Blei in den Beinen und im Kopf", (S.21). Trotz dieser Aussage kamen immer mehr Berühmtheiten an den Ort, auch die Malerin Marianne von Werefkin. Waren hier einst Reformkleider Pflicht und strenges Vegetarier-Dasein angesagt, änderte sich dies ab 1917. Nichts bleibt wie es ist. Das war auch in bereits abgelebten Zeiten nicht anders als heute. Alles ist dem Zeitgeist unterworfen, am meisten vermutlich die Innovativen, die Kreativen, die Künstler. Sie spüren ihn zuerst.

Ich möchte nicht alle Berühmtheiten aufzählen, die sich an den einzelnen Orten aufhielten, sondern versuche mir darüber klar zu werden, welche Personen von welchen Orten aus welchen Gründen angezogen werden. Mich selbst würde Capri am meisten anziehen, weil diese Insel alles hat, was in meinen Augen ein Paradies haben sollte.

Doch zunächst zu Bali. Von dieser Insel der Götter und Dämonen fühlten sich viele Europäer magisch angezogen. Sie besitzt 40 000 Tempel. Auf Bali wird jeder Seinsform Bedeutung zugemessen und jedes Subjekt, jedes Objekt wird in kosmischem Bezug wahrgenommen, (S.37). Diese Insel wurde natürlich von anderen Künstlern als Sehnsuchtsort erwählt wie beispielsweise Hiddensee, wo u.a. Gerhard Hauptmann nicht nur allabendlich Hof hielt, sondern wohl auch intensiv arbeitete.

Dass sich Thomas Mann, auch Stefan Zweig und Erich Kästner in St. Moritz aufhielten, um sich dort inspirieren zu lassen, kann ich verstehen. Ich war als fünfzehnjähriges Mädchen dort und so angetan von der Aura des Ortes, dass ich mit noch heute daran erinnere.

Betrachtet man die alten Fotos, so beispielsweise von Klimt mit seinen Freunden am Attersee, so nimmt man auf allen glückliche zufriedene Gesichter wahr. Das gilt auch für den Herzog von Windsor mit seiner frisch angetrauten Frau. Die Orte schenken den Besuchern Heiterkeit. Grund, sich immer wieder dorthin zu begeben.

Am schönsten ist Capri, einst deutsche Enklave im Süden, mediterranes Sehnsuchtsziel des Adels, der Maler und Dichter und offenbar vormals eine "preiswerte Destination" der deutschen Boheme. Rilke begegnete auf Capri übrigens Maxim Gorki und dann lebte dort ja auch 56 Jahre lang Axel Munthe, ein schwedischer Arzt, Vogelliebhaber und Philanthrop. Sein autobiographisches "Buch von San Michele" habe ich vor langer Zeit gelesen und werde es mir erneut vornehmen, um eventuell in der Folge eine Rezension zu schreiben oder nach Capri zu reisen. Wer weiß schon, was noch kommt.

Ein schönes Buch mit wundervollen Bildern, das die Reiselust weckt. Wonach sehnt sich der Mensch? Nach Idyllen, nach Ruhe, nach Wärme aller Art. Sehnsuchtsorte versprechen all dies und das macht die Orte so begehrenswert, besonders für sensible Dichter, Künstler und Aussteiger.

Sehr empfehlenswert. 

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