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Rezension:Die Zukunft des Reisens (Gebundene Ausgabe)

Herausgeber dieses Buches ist Dr. Thomas Steinfeld, der Leiter des Feuilletons der SZ. Die eloquenten Textbeiträge unterschiedlicher Autoren im Buch sind folgenden Themen zugeordnet: Der Zweck des Reisens Die Momente des Reisens Die Protokolle der Reisenden Die Orte des Reisens Die Ziele des Reisens Die Dokumente des Reisens .

Auf den letzten drei Seiten erfährt man kurz, um wen es sich bei den 19 Autoren im Einzelnen handelt. Unter ihnen befindet sich übrigens Orhan Pamuk, Hans Magnus Enzensberger, Roger Willemsen, Peter Handke aber auch der Philosoph Wolfgang Scheppe.

 Nach einem knappen Vorwort des Herausgebers hat man Gelegenheit, mit den komplexen Gedanken zu Wolfgang Scheppes und Thomas Steinfelds Frage, wohin die Reise als Denkfigur in der Zukunft geht, auf Tuchfühlung zu gelangen. 10 Punkte werden diesbezüglich aufgelistet und erläutert. Interessant dabei sind die Sehnsuchtsorte der Zukunft, die noch gefunden und konstruiert werden müssen, nachdem durch die Hyperkultur der Globalisierung der Globus vereinheitlicht und seine Plätze immer austauschbarer geworden sind, (vgl. S.20).

Der Beitrag Scheppes, der vom Reisen der Zukunft und der Kunst, Notwendigkeit in Freiheit zu verwandeln handelt, beleuchtet einen Gesichtspunkt des Reisens, über den ich bislang noch nicht nachgedacht habe. Der Philosoph schreibt in punkto Sehnsuchtsort, dass man sich nicht nach physischen Orten sehne, die man bereisen möchte, sondern nach den Stimmungen, die sie auszulösen versprechen. Das ist wohl wahr. Was kann man tun, um beim Reisen nicht enttäuscht zu werden? Soll man Orte aufsuchen, mit denen man nichts assoziiert? Möchten wir überhaupt an Orte reisen, die nicht Projektionsflächen unserer Hoffnungen sind?

 Steinfeld schreibt u.a. über das "Einzigkeitsgefühl". In diesem Beitrag erwähnt er auch, dass der Tourismus einen dreifachen Ursprung hat: die Wallfahrt, den Krieg und den Handel, (vgl.: S.43). Aus diesen drei Reisemotiven entwickelte sich eine Bewegung, die auf Grenzenlosigkeit angelegt ist. Offenbar korrespondiert die Sehnsucht, das eigentliche Treibmittel des Reisens mit der theologischen Struktur des Ortes, wonach man sich sehnt. Je mobiler die Menschen sind, umso unwahrscheinlicher wird es, das Einzigkeitsgefühl auf Reisen zu entdecken. Doch was dann? Sollen wir zukünftig vielleicht doch eher nach innen reisen? Angeblich erwarten uns dort ja ganz spezielle Abenteuer. Wollen wir diese wirklich kennen lernen?

Vielleicht sollten wir dann doch lieber zunächst die vielen Facetten des Reisens auf unserem Globus in Erfahrung bringen, uns über Orte, Protokolle, Ziele und Dokumente des Reisens mittels vorliegendem Buch schlau machen und aus anderen Motiven reisen als um unserer Sehnsucht willen. Kann unsere Sehnsucht durch Reisen überhaupt erfüllt werden? Ich denke das Gegenteil ist der Fall, solange wir nicht ein wirkliches Paradies entdeckt haben, das wir dann unter keinen Umständen mehr verlassen wollen. Doch wir sollten bedenken, auch das Paradies erscheint uns auf Dauer nicht mehr paradiesisch und dann beginnt die alte Leier mit der Sehnsucht erneut. Wonach sollen wir uns sehnen, wohin reisen, wenn wir das Paradies bereits kennen? Zur Hölle? Dann doch lieber nach innen, oder?

 Empfehlenswert.

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